20 Jahre Hausaufgabenhilfe

Im Jahr 1992 kam innerhalb weniger Wochen eine sehr große Anzahl von Flüchtlingsfamilien aus verschiedenen Krisengebieten der Welt nach Rothenbergen. Hier war dem Main-Kinzig-Kreis billiger Wohnraum angeboten worden. Plötzlich hatte die Schule in Rothenbergen eine ungewöhnlich große Zahl von Kindern zu betreuen, von denen manche noch nie eine Schule besucht hatten, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, deren Eltern z.T. Analphabeten waren und die eine Sozialisation erfahren hatten, die ihre Eingliederung in unsere Schule zu einer fast unlösbaren Aufgabe machte.
Die Schule wandte sich um Hilfe an die Schulaufsicht und die politische Gemeinde. Der schwarze Peter wurde hin- und hergeschoben. Niemand fühlte sich zuständig. Schließlich kam es zu einem Gespräch am runden Tisch, an dem auch die Gründauer Pfarrer beteiligt waren. Der damalige Pfarrer „Auf dem Berg“, Arnold Braatz und seine Ehefrau Hildegard erwiesen sich als Christen der Tat. Sie öffneten ihre Herzen und die Türen ihrer Gemeindehäuser. Sie suchten und fanden eine Handvoll Gleichgesinnter, die sich der Probleme der Flüchtlingskinder annahmen. Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe Rothenbergen/Niedergründau und mit Hilfe des diakonischen Werks organisierten sie einen Deutschkurs und nahmen über die Kinder wiederum Kontakt zu deren Familien auf.
Mit viel Engagement und Fantasie wurde an drei Nachmittagen der Woche Deutschunterricht gegeben. Mit Hilfe von Bildern, mit „Händen und Füßen“ und mit viel Humor und gutem Willen auf beiden Seiten fanden die Kinder einen Zugang zur deutschen Sprache und machten rasche Lernfortschritte, sodass sie nach und nach am Unterrichtsgeschehen ihrer Klassen teilnehmen konnten. So nahm der Deutschkurs bald den Charakter einer Hausaufgabenhilfe an. Diese Hausaufgabenhilfe war und ist eine Schaltstelle zwischen den Lehrern und Lehrerinnen der Schule und den Kindern und ihren Eltern.

Zumindest in ihrem Anfangsstadium fand die Hausaufgabenhilfe nicht ungeteilten Beifall. Nicht jeder konnte sich damit anfreunden. Aber die kleine Gruppe der Helfer und Helferinnen betrieb beharrlich und unbeirrt ihre Arbeit. Manche verließen das Team, andere kamen neu hinzu. Eine kleine Kernmannschaft sorgte für Kontinuität, sodass bis heute an drei Nachmittagen der Woche Hausaufgabenhilfe angeboten werden kann.
Inzwischen – nach 20 Jahren – sind viele Kinder der ersten Flüchtlingswelle von 1992 in unser Gemeindeleben integriert. Sie sind unter uns aufgewachsen. Manche haben sich Lehrstellen gesucht und sich dort bewährt. Andere haben studiert. Manche haben geheiratet und haben schon selbst Kinder. Manche haben Rothenbergen inzwischen verlassen, weil sie anderswo Arbeit und Wohnungen gefunden haben. Mit den meisten von ihnen haben die Helferinnen heute noch freundschaftliche Kontakte. Bei ihnen ist die Integration in unsere Gesellschaft gelungen, obwohl sie wertvolle Traditionen ihrer früheren Heimat beibehalten haben.
Leider ist die Welt in den vergangenen Jahren nicht friedlicher und gerechter geworden, sodass immer wieder neue- wenn auch nicht mehr so viele – Flüchtlinge zu uns kommen, die ihren Kindern keine sprachliche und schulische Hilfe geben können.
Im Laufe der Jahre hat sich die Schülerklientel der Hausaufgabenhilfe verändert. In der Schule tun sich ja nicht nur Kinder von Flüchtlingen und anderen Immigranten schwer. Immer wieder fragen Rothenberger Lehrer oder Lehrerinnen an, ob nicht auch andere Kinder die Unterstützung der Hausaufgabenhilfe in Anspruch nehmen könnten, bei denen die Regelmäßigkeit des häuslichen Lernens nicht gewährleistet ist. In Absprache mit der Schule wird auch solchen Kindern geholfen.

Die Hausaufgabenhilfe findet an drei Wochentagen, montags, dienstags und donnerstags von 15-17 Uhr statt. An manchen Tagen ist der Andrang groß. Deshalb wäre es gut, wenn das Helferteam vergrößert werden könnte. Wer Freude daran hat, mit Kindern zu arbeiten, ist herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Zwei Stunden in der Woche sind kein großer Zeitaufwand, verbessern aber die Qualität der Hausaufgabenhilfe beträchtlich und entlasten das derzeitige Team.

Die Hausaufgabenhilfe leistet Hilfe zur Selbsthilfe. In einer freundlichen Umgebung lernen Kinder schnell und gern und werden im Lernen selbständig. Diese Selbständigkeit ist das Ziel. Nach der Grundschulzeit sind sie in der Regel in der Lage, allein weiterzukommen.

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